Publikation mit
freundlicher Genehmigung
der Lokalredaktion Radeberg
Sächsische Zeitung
Montag, 31. Januar 2005
Rund 40 Gäste kamen am Sonnabend zur Ausstellungseröffnung im Ullersdorfer
Kinderhaus.Die überraschende Vielfalt dieser Schau muss sich über Nacht
herumgesprochen haben: Gestern waren über 100 Besucher da.Foto: Goldammer
Die Kreativität der Nachbarn Von Bernd Goldammer
Kultur. Manch einer meint, man müsse zwischen Berufskünstlern und Amateuren
eine Grenze ziehen. Ullersdorf bildet da eine Ausnahme.
Als
vorgestern die Ausstellung im Sportkeller des Kinderhauses „Gaby
Schommer“ eröffnet wurde, waren um die 40 Gäste gekommen. Da, wo sonst
der Sport zu Hause ist, spielte ein Wochenende lang Kunst die
Hauptrolle. Banales und hoch Anspruchsvolles auf engem Raum
beieinander. Kann Kunst die Ullersdorfer auf die Beine bringen? Um es
gleich vorweg zu nehmen, es hat funktioniert, weil sich sehr viele
Einwohner mit dieser Schau wegen der ihr innewohnenden Vielfalt
identifizieren konnten.
Ausstellung fördert den Dialog
Die einen hatten sich Gäste eingeladen, um sich gemeinsam die Bilder
anzusehen, die eigenen und vor allem die der anderen. Andere kamen
allein, um in Ruhe zu sehen, womit sich der Nachbar in seiner Freizeit
befasst. Schon damit beginnt der wichtigste Ansatz der Kulturinitiative
von Annemarie Paul Früchte zu tragen. Denn der Dialog unter den Alt-
und Neu-Ullersdorfern entwickelt sich auch auf dieser Ebene. Wer seine
Mitbürger bisher nur aus der Entfernung gesehen hatte, dem offenbarten
sich hier andere tiefergehende Einblicke. Und alles hatte seinen Platz
nebeneinander. Seidenmalereien, gehäkelte Nelken, Stickereien – alles
Arbeiten des Kreativzirkels Ullersdorf. Auch die individuell
gestalteten hölzernen Schwibbögen, Lampen und Kerzenständer von Rudi
Angermann beeindruckten die Besucher. Und das nicht nur wegen der
vergegenständlichten Arbeit, die sie deutlich machen.
Im Bereich des Bildkünstlerischen war die Bandbreite unerwartet groß.
Von Dr. Christian Frenzel konnte man Landschaften und Ansichten
bewundern, über die sich mitteilte, dass ihr Schöpfer der Malerei schon
lange nahe steht. Der Pensionär steuerte sogar noch einen Linolschnitt
bei. Das lässt ein wesentlich breiteres Schaffen vermuten. Anne
Cendelin ist in dieser Ausstellung vorwiegend mit Aquarellen vertreten.
Dresden und die Sächsische Schweiz haben es ihr angetan, ihr Stil ist
ausgeprägt, verrät Professionalität. So mancher Ausstellungsbesucher
wird vielleicht bald Kontakt zu ihr aufnehmen, weil ihre Arbeiten sehr
ansprechend sind. So könnte manch weiße Wand eine wunderbare Aufwertung
erfahren, angeregt durch diese Ausstellung.
Eine weitere Überraschung sind die Bilder von Julia Frankenstein. In
sehr abstrakter Weise stellt sie menschliche Gesichtsausdrücke dar.
Ihre Arbeiten weisen sie als feinfühlige Beobachterin aus. Woher sie
die Nähe zur Kunst hat? Die Ausstellung legt eine Vermutung nahe. Denn
auch ihre Mutter Helga Frankenstein ist mit interessanten Bildern
vertreten.
Die überraschende Vielfalt der Ausstellung muss sich über Nacht in
Ullersdorf herumgesprochen haben. Denn gestern kamen schon wieder über
100 (!) Besucher. „Wir sind überrascht von der künstlerischen Reife
vieler Arbeiten die hier zu sehen sind“, äußern sich Elisabeth und
Herbert Löffler im Gespräch mit der SZ. Vor vielen Bildern verweilen
die beiden länger und lassen sich von Farbe, Stil und Thematik
ansprechen. Birgit Meier gehört zu dem Kreis der Organisatoren dieser
Schau. Sie freut sich, dass die Idee von Annemarie Paul weitestgehend
aufgegangen ist. „Wir wollen die Einwohner unseres Dorfes
zusammenbringen, Kommunikation ermöglichen und Austausch fördern“,
umschreibt sie die wesentlichsten Absichten.