Publikation mit
freundlicher Genehmigung
der Lokalredaktion Radeberg


Sächsische Zeitung
Donnerstag, 2. Dezember 2004


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Ullersdorf kämpft um seinen Schlecker-Markt
Von Jens Fritzsche

Einkaufen. Am 12. Januar soll der Schlecker-Markt in Ullersdorf schließen. So will es das Unternehmen. Die Ullersdorfer hingegen wollen das nicht.

Ullersdorf. Er ist so etwas wie der zentrale Treffpunkt des Ortes: der Schlecker-Drogeriemarkt an der Ullersdorfer Hauptstraße. Hier trifft man sich beim Einkauf, hält auch ein kleines Schwätzchen. Doch damit könnte am 12. Januar Schluss sein. Denn Unternehmens-Chef Anton Schlecker aus Ehingen an der Donau hat den Daumen für die Ullersdorfer Filiale nach unten gesenkt, sie soll in drei Wochen dicht gemacht werden. Die Umsätze, so heißt es, hätten nicht dem entsprochen, was sich Schlecker vorstellte.

Aber kampflos wollen die Ullersdorfer ihren Schlecker-Markt nicht hergeben. Kaum hatten erste Gerüchte über die Schließungspläne in Ullersdorf die Runde gemacht, fragte Ortsvorsteher Frank-Peter Wieth (CDU) in der Schlecker-Zentrale nach und bekam bestätigt, was in der Gerüchteküche längst brodelte: Ja, die Ullersdorfer Filiale soll schließen. Also griff Wieth sofort zum Stift und schrieb Anton Schlecker einen Brief.

Soziale Verantwortung

Wieth appellierte an die soziale Verantwortung, die Schlecker als Unternehmer habe: Mir ist zwar durchaus bewusst, dass für Sie unternehmerische Entscheidungen im Vordergrund stehen müssen, aber Sie als Unternehmer haben soziale Verantwortung übernommen, indem Sie in Ullersdorf einen Markt eröffnet haben, um die Menschen im Ort mit den notwendigen Dingen des Lebens zu versorgen", schreibt Wieth. Der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung auch in Ullersdorf werde in den nächsten Jahren zunehmen, fügt der Ortsvorsteher an, gerade für diese Menschen sei ein Markt vor Ort wichtig.

Hauptstraßenbau bis Frühjahr

Dass die derzeit vor der Tür des Marktes stattfindenden Bauarbeiten an der Hauptstraße das wirtschaftliche Ergebnis auch des Schlecker-Marktes beeinträchtigen, ist dabei auch dem Ortsvorsteher klar. "Aber es handelt sich hierbei um eine vorübergehende Maßnahme, spätestens im Frühjahr wird die Straße wieder offen sein", unterstreicht Frank-Peter Wieth. Außerdem, so der Ortsvorsteher weiter, werde die Einwohnerzahl in Ullersdorf in den kommenden Jahren weiter ansteigen, Ullersdorf sei schließlich ein gefragter Wohnstandort vor den Toren der Metropole Dresden. Mehr Einwohner bedeuten am Ende auch mehr Kunden und mehr Umsätze, stellt Wieth im SZ-Gespräch klar.

Ortsvorsteher hat Hoffnung

Ob der Brief des Ortsvorstehers nun dazu führt, die Entscheidung der Schlecker-Zentrale noch einmal zu überdenken, ist bisher nicht klar. Eine Antwort aus Ehingen ist in Ullersdorf noch nicht eingetroffen; und gestern war in der Firmen-Zentrale für die SZ auch niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Frank-Peter Wieth jedenfalls hat die Hoffnung dennoch nicht aufgegeben, dass sein Brief etwas zum Positiven bewirken könnte. "Ullersdorf gehört schließlich zu den Orten, in denen Wachstum zu verzeichnen ist, da wäre es doch wirklich fatal, ein Geschäft zu schließen", findet er. Auch, wenn er weiß, "dass natürlich in Ullersdorf nicht solche Umsätze zu erzielen sind, wie vielleicht in einer sehr gut besuchten Filiale in Dresden."