Publikation mit
freundlicher Genehmigung
der Lokalredaktion Radeberg
Sächsische Zeitung
Montag, 29. Januar 2007
Kunst als Gesprächsstoff Von Bernd Goldammer
Ullersdorf. Beim zweitem Kreativmarkt konnten Besucher verschiedenste Arbeiten bewundern.
Was
ist Kunst? Was ist Kunsthandwerk? Auch in Ullersdorf wurde diese Frage
am vergangenen Wochenende heiß diskutiert. Das dürfte so richtig nach
dem Geschmack der Organisatoren gewesen sein. „Wir freuen uns vor allem
über die enorme künstlerische Bandbreite und über den Fakt, dass 35
Menschen ihre Arbeiten bei uns eingereicht haben“, erzählt Annemarie
Paul und verdeutlicht: „Wir hatten keinerlei Vorgaben gemacht. Es kann
hier sicher nicht darum gehen, wer die höchste künstlerische Reife
erreicht hat“.
Doch wo wurde im Rödertal am Wochenende mehr über Kunst und Kultur
gesprochen, als im Kinderhaus Gaby Schommer. Jeder hat seine Maßstäbe,
und es ist interessant zu erleben, wie Menschen darüber ins Gespräch
kommen. Das hilft Anfängern, sich zu orientieren, Fortgeschrittene
begegnen neuen Akzenten. Davon schienen die Ullersdorfer Kreativen
überzeugt zu sein. Denn das ganze Wochenende herrschte reges Kommen und
Gehen. Auch Janete Supak die Vorsitzende des Radeberger Fördervereins
Kreative Holzgestaltung war dabei. Sie zeigte sich besonders von Rudi
Angermanns Arbeiten überrascht: „Ich wusste gar nicht, dass er so
schöne Weihnachtspyramiden baut, obwohl wir zusammen im Lehrgang
waren“, sagt sie.
Genau darauf zielt die Absicht dieser Schau. Sie soll die Einwohner des
Ortes zusammenbringen. „Ich habe auch bei einigen Mitbürgern angerufen,
von denen ich weiß, dass sie sich mit einem kreativen Hobby befassen“,
macht Annemarie Paul deutlich. Oft bekam sie zu hören: „Ich würde ja
gern, aber....“. Schüchternheit, die sie abzubauen hatte, indem sie den
Ausstellern zunächst Mut machte sich zu zeigen. Mag sein, dass dieses
oder jenes Ausstellungsstück unausgereift war, anderes wird wegen Reife
und Idee vielleicht nicht gebührend verstanden. Doch dem Ullersdorfer
Kulturtreff ging es darum, über diesem Kreativmarkt miteinander ins
Gespräch zu kommen. Viele Aussteller konnten so auch erleben, wie ihre
Arbeiten bei den Menschen ihrer Umgebung ankommen und genau daraus
Ermunterung fürs Weitermachen ziehen. Und wieder andere werden sich
künftig aufmerksamer begegnen, weil sie erkannt haben, dass sie ein
gemeinsames Hobby verbindet. Dass einige Arbeiten sogar angekauft
wurden, macht klar, dass auch Ausstellungsbesucher hier fündig wurden.
In der Kunst drückt ein Kauf meistens ein Kompliment aus. Wenn dann ein
Bild den schönsten Ort der Wohnung schmückt, ist das der Anfang einer
Beziehung, zumindest auf künstlerisch-kommunikativer Ebene. Auch daraus
kann noch mehr werden.
Große Beachtung fanden die Arbeiten von Dr. Bernd Öttinger. Dies gilt
für seine Drucke ebenso wie für sein Ölbild „Winterlandschaft“. Auch
die Ölmalerei der Psychologie-Studentin Julia Frankenstein mit dem
Titel „Der Märchenerzähler“ gehört zu den Entdeckungen dieser Schau.
Zeitkritisch ist die Collage von Annemarie Paul zu erleben. Titel: „Der
Mensch steht im Mittelpunkt“. Auf schwarz-rot-goldenem Grund sind
mittig Münzen angebracht. Da stecken Fragen drin, die mit Phrasen nicht
zu beantworten sind. Wer hätte gedacht, dass Kunst auf einem kleinen
Kreativmarkt für ein ganzes Wochenende eine so breite Diskussionsfläche
entfalten würde?