Publikation mit
freundlicher Genehmigung
der Lokalredaktion Radeberg
Sächsische Zeitung Donnerstag, 18. Januar 2007
Seit einiger Zeit ist in den einstigen Drogerieladen ein Therapiezentrum eingezogen.Fotos (2): Michael Trapp
Ullersdorf lädt Läden ein Von Jens Fritzsche
Report.
Als vor zwei Jahren Schlecker seinen Markt schloss, regte sich Protest.
Wie kauft es sich heute im Ort ein? Gestern zwischen 10 und 11:
Es
gibt noch einige freie Parkplätze vor dem einstigen Schlecker-Markt an
der Ullersdorfer Hauptstraße. An der Bushaltestelle steht eine Handvoll
Leute, die auf den Bus nach Bühlau wartet. Viel ist auf den Fußwegen
entlang der Straße nicht los – als hier noch die Schlecker-Filiale ihre
Türen geöffnet hatte, die fast auf den Tag genau vor zwei Jahren
schloss, war dies noch anders. Auch, wenn die Drogerie-Kette den Laden
aus Kundenmangel schloss, wie es hieß. Lange stand er leer, jetzt ist
ein Zentrum für Ergo-Therapie eingezogen. Daneben ein Bügel-Service und
ein Friseur. Ein Stück weiter trotzt seit Jahren der Spielzeug- und
Schreibwarenladen von Christine Schwarzak wacker den Widrigkeiten.
Selbst dem jahrelangen Bau der Hauptstraße.
Bewegung bei Gaststätten
Ein großer Einkaufsstandort werde Ullersdorf wohl nicht mehr werden,
sagt Ortsvorsteher Frank-Peter Wieth (CDU). Mit Resignation habe seine
Einschätzung aber wenig zu tun, fügt er an. „Es lohnt sich offenbar
nicht, große Läden in Ullersdorf zu eröffnen. „Mit wem man auch
spricht, jeder sagt, die drei Minuten bis zum Einkaufszentrum im nahen
Weißig seien einfach ideal.“ Dennoch will Wieth nun zumindest
versuchen, für die älteren Einwohner eine zusätzliche Versorgung durch
regelmäßig kommende Verkaufswagen zu erreichen. „Aber im Großen und
Ganzen lieben die Leute Ullersdorf als wunderschönen Wohnstandort“,
weiß der Ortsvorsteher, da reiche offenbar eine gewisse Grundversorgung
aus. Die bietet zum Beispiel die Bäckerei Nitschke an der Ecke
Haupt-/Dorfstraße – und das schon seit Jahren. Und Gemüse gibt’s in der
kleinen Verkaufsbude auf dem Parkplatz gegenüber dem Gasthof
Ullersdorf. Vor dem steht ein Ehepaar aus Dresden. „Wenn wir in der
Heide wandern gehen, machen wir immer in Ullersdorf Mittag“, sagt Gert
Wagner – und seine Frau Ingrid bedauert, „dass jetzt wohl auch der
Gasthof geschlossen ist…“ Ist er. Seit 1.Januar. „Aber einige
Gaststätten gibt es hier ja zum Glück noch“, freuen sich die beiden
Wanderer. Und der Ortsvorsteher sucht nun dringend einen neuen
Betreiber für den Gasthof. Zumindest für die leer stehende
Schmiedeschänke hat sich bereits ein neuer Wirt gefunden, verrät Wieth.
Die bisherigen Betreiber der Golfplatz-Gaststätte nämlich werden die
Gaststätte übernehmen – und das Golfplatz-Restaurant wird italienisch.
Gaststätten, die dann wohl auch wieder mehr Wanderer anlocken, hofft
man in Ullersdorf. Wanderer, wie eben besagte Familie Wagner, die vor
allem die „wunderschöne Idylle“ des Ortes liebt, wie die beiden im
Weggehen sagen. Recht haben sie: Am Teich an der Dorfstraße laden ein
paar Holzbänke zum Sitzen ein, auf der Koppel des Reiterhofs gleich
dahinter grasen Pferde. Und ein Hahn kräht, ganz in der Nähe, wohl um
einer seiner Hennen zu imponieren… Genau das mache Ullersdorf so
wohnenswert findet auch der Ortsvorsteher. Und dennoch keine Spur von
tiefster Provinz, fügt er ausdrücklich an – „denn die Landeshauptstadt
ist ganz nah…“ Und so verwundert es eben auch nicht, dass sich zum
Beispiel an der Dorfstraße fast so etwas wie ein kleiner Stau bildet,
weil hier Bauarbeiter gerade dabei sind, den Rohbau eines Hauses fertig
zustellen. Ullersdorf ist als Wohnstandort beliebt. Das Wohngebiet am
Golfplatz ist belegt, „Leerstand gibt’s bei uns kaum“, freut sich
Frank-Peter Wieth. Und so hat man in Ullersdorf auch bereits ein
weiteres Wohngebiet im Blick, „weil die Nachfrage nach wie vor da ist“.
Kinderfreundlicher Ort
Auf dem Schulhof der Grundschule an der Dorfstraße ist offenbar gerade
große Pause – fröhliches Kinderlachen. Und im Kinderhaus, nur ein paar
Schritte weiter, sind die Plätze im Sandkasten mächtig gefragt; der
fast frühlingshafte Winter macht’s derzeit möglich. „Ullersdorf hat
eben alles, was man zum Leben braucht“, sagt Wieth zufrieden.
Und auch in Sachen Einkaufen tut sich wieder was. Seit Herbst hat
Annett Winkler an der Hauptstraße einen Laden rund ums Thema „Schöner
Wohnen und Wohlfühlen“ eröffnet. Verkäuferin Gabriele Hörig arbeitete
zuvor in Dresden, „da war natürlich ein wenig mehr los“, sagt sie. Aber
der neue Laden habe sich schon bei den Kunden herumgesprochen, es gebe
bereits Stammkunden. „Laufkundschaft gibt es in Ullersdorf eben nicht,
weil es hier nicht dieses Flanieren der Kundschaft gibt wie in
Dresden“, weiß sie. Aber unzufrieden ist sie mit der Resonanz
keineswegs. „In Ullersdorf kommt es darauf an, ein besonderes,
qualitativ hochwertiges Angebot zu präsentieren, dann kommen die
Kunden.“