Publikation mit
freundlicher Genehmigung
der Lokalredaktion Radeberg
Sächsische Zeitung
Montag, 17. Juli 2006
Karsten Eisold brachte den schwersten Kohlrabi zum Fest. Foto: B.G.
Kohlrabi macht die Bierstadt lustig Von Bernd Goldammer
Stimmung. Das Kohlrabifest kostete den Schweiß vieler hilfreicher
Enthusiasten. Doch damit war vieles gewonnen.
Es
muss etwas geben, das die Rödertaler so humorvoll macht. Überall
stampfen sie originelle Feste aus dem Boden und locken damit Tausende.
Trotz Stadtfest in der Landeshauptstadt, weilten wackerste Dresdner am
Sonnabend in der Bierstadt Radeberg. Darunter waren auch die
männlichsten „Flachlegerinnen“, die je am Goldbach gesichtet wurden.
Der Name verrät die Absicht. Beim Tauziehen sollte keine Mannschaft
stehen bleiben. Mindestens den dritten Platz, wie im vergangenen Jahr,
wollten sie erreichen. Kein leichtes Unterfangen!
Psychologie in Pink
Denn die Konkurrenz war hart. Das Trainer-Team aus Klotzsche hatte voll
auf psychologische Wirkung gesetzt. Die Kraft pinkfarbener Perücken und
knalliger orangener Röcke sollte es richten. Und es hat funktioniert.
Die durchweg männlichen Flachlegerinnen erreichten in packendem Ziehen
und Zerren erneut den dritten Platz des Kohlrabi-Tauziehens. Für die
Kostümierung gab es später sogar noch einen Sonderpreis. „De Säggsschen
Schodden“ schafften es zwar nicht unter die ersten drei, doch sie
hatten dennoch Grund zum gemeinschaftlichen Jubeln. Karsten Eisold,
einer der imposantesten Rockträger, hatte den schwersten Kohlrabi zum
Fest getragen. Über zehn Kilo, mit Blattwerk und Wurzel, das dürfte
schwer zu überbieten sein.
Schon beim traditionellen Mannschaftswiegen zeigten sich die bauchigen
Rockträger gewichtig. Mit 600 Kilogramm Mannschaftsgewicht teilten sie
sich mit dem Team „Peopels“ aufs Kilo genau den ersten Platz. Es sollte
sich noch erweisen, dass dieser Gewichtsvorteil ausreichte, um die
Faustballer vom ersten Platz zu verdrängen. Selbst dem wortgewandten
Moderator Michael Filip blieb für Sekunden die Spucke weg. Mit Gewicht
zum Erfolg! Die Zugkraft der Peopels erbrachte den Beweis. Die dürfen
nun die begehrte Kohlrabi-Trophäe für ein Jahr beherbergen.
Kraftvolle Fußball-Damen
Dabei hatte das Kohlrabiziehen schon mit einem Paukenschlag begonnen:
Erstmals waren die Fußballdamen des TSV Wachau dabei. Sie traten
kraftvoll an und setzten wenig später nach erbittertem Hin und Her die
Mannschaft des Kleinerkmannsdorfer Teichvereines außer Gefecht. Was den
Fußballdamen Anlass zum Jubel war, löste bei den Kleinerkmannsdorfern
keineswegs Selbstzweifel aus. „Das Wichtigste ist der Spaß an diesem
lustigen Fest. Deshalb sind wir hier“, war von der flach gelegten
Mannschaft zu hören. Auch der Ullersdorfer Ortsvorsteher Frank-Peter
Wieth sah das so. Die tiefen Schleifspuren am Goldbach zeugten vom
Stehvermögen auch seiner Orts-Mannschaft und davon, dass trotz
Kampfgeist leider nicht jeder Wunsch in Erfüllung geht. Doch auf der
Kohlrabiinsel sind Verlierer und Gewinner dicht beieinander. Klar: Wenn
die Lachmuskulatur vibriert, gewinnen alle. Und beim Kohlrabiziehen
gehen die Sieger am Ende eh baden. Ein Schluss-Ritual, dem Moderator
Michael Filip auch in diesem Jahr nicht entging.