Publikation mit
freundlicher Genehmigung
der Lokalredaktion Radeberg

Sächsische Zeitung
Donnerstag, 1. April 2006


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Blumen für Ullersdorfs Sportler-Urgestein Siegfried Böhme gab’s von Landrätin Petra Kockert und Ortsvorsteher Frank-Peter Wieth.Fotos (2): M. Trapp 


Mit Schlitzohrigkeit durchs Leben geturnt
Von Jens Fritzsche

Ehrung. 52 Jahre lang hat sich Siegfried Böhme für den Ullersdorfer Sport engagiert. Jetzt gab’s dafür ein Dankeschön von der Landrätin.

Seit gut einer Woche hat sich Ullersdorfs Ortsvorsteher Frank-Peter Wieth förmlich nach Hause geschlichen. Er wollte unter allen Umständen vermeiden, dass er von seinem Nachbarn Siegfried Böhme bemerkt wird. „Denn dann hätte der mich garantiert gefragt, warum ich ihn für Donnerstagabend ins Ortsamt bestellt habe“, erzählt Wieth. Den wahren Grund durfte der Ortsvorsteher nicht verraten, schließlich hatte sich Landrätin Petra Kockert angesagt, um Siegfried Böhme auszuzeichnen. Für dessen immerhin 52 Jahre andauerndes ehrenamtliches Engagement für den Sport in Ullersdorf. Und da das Ganze eine Überraschung werden sollte, „habe ich eine Mitarbeiterin bei Siegfried Böhme anrufen und sagen lassen, er möge mal zu mir ins Amt kommen, um über ein Problem des Sportvereins zu reden“, so Wieth. Hätte Siegfried Böhme seinen Nachbarn Wieth aber eher getroffen, „hätte er mich bestimmt so lange gelöchert, bis ich keine Ausrede mehr hätte finden können“, ist sich der Ortsvorsteher sicher. Umso überraschter war Siegfried Böhme nun am Donnerstagabend. „Das ist mir eigentlich gar nicht recht, andere tun doch auch in ihrer Freizeit etwas für die Allgemeinheit“, blieb er bescheiden. Aber verdient ist eben verdient!

1948 begann Siegfried Böhmes sportliche Laufbahn. Damals bei Motor Radeberg in der Turn-Abteilung. 20 Leute aus Ullersdorf waren sie damals, die sich fürs Turnen interessierten – und die unter dem Dach von Motor Radeberg aktiv waren. „Heute sind wir in der Ullersdorfer Sportgemeinschaft rund 280 Mitglieder“, erzählt Siegfried Böhme nicht ohne stolz.

Seit 1961 Sport in Ullersdorf

1961 war es dann, „als wir von Radeberg weggegangen sind und eine eigene Sportgemeinschaft in Ullersdorf gegründet haben“, erzählt Siegfried Böhme. Tischtennis, Gymnastik und später auch Fußball. Und natürlich, so verrät er schlitzohrig, konnte die kleine Sportgemeinschaft gegen die größeren und finanzkräftigen Betriebssportgemeinschaften nur bestehen, „weil wir hier und da ein bisschen getrickst haben; aber immer im gesetzlichen Rahmen!“ Als die Ullersdorfer zum Beispiel ein neues Sportlerheim gebaut haben, „hatten wir uns Wasserspülung einbauen lassen, da gab’s immer ein paar Handwerker, die uns da geholfen hatten“, erinnert sich das Ullersdorfer Sport-Urgestein. Allerdings hatten die Ullersdorfer die Rechnung dabei ohne die Zuständigen von der damaligen Kreis-Verwaltung gemacht. „Wir hatten nämlich keine Genehmigung für die Wasserspülung…“ Der Ärger, den sich Siegfried Böhme damit eingehandelt hatte, war aber recht schnell verflogen, wie er sich noch genau erinnern kann: „Wenig später war Wahl – und da wurden wir dann von den selben Leuten als leuchtendes Beispiel für hervorragende Eigeninitiative dargestellt“, muss Siegfried Böhme noch heute lachen. „So war das damals eben…“ sagt er nur.

Olympia-Traum geplatzt

Um ein Haar wäre der Ullersdorfer übrigens auch mit zu Olympia nach München gefahren, erzählt er. Eine Stunde vor der Abreise wurde er aber wieder ausgeladen. „Weil ich nicht in der Partei war.“ Als Entschädigung, sagt Siegfried Böhme, durfte er dann aber nach Polen fahren. „Da war’s auch schön“, freut er sich noch heute. Gefreut hat er sich aber auch über den Blumenstrauß von der Landrätin. Und auch Ullersdorfs Ortsvorsteher Frank-Peter Wieth ist froh, „nun muss ich nicht mehr nach Hause schleichen…“

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